Bad Freienwaldes Brandenburgliga-Handballer tanzten ihren Freude auf dem Spielfeld aus, während die Gastgeber vom LHC Cottbus II konsterniert auf dem Hallenboden saßen, auf der Bank oder stehend leere Blicke ins Hallenrund warfen. Soeben hatte die Jahn-Sieben beim Tabellenführergewonnen. Unerwartet, eine echte Überraschung. Und bei aller Dramatik. Es war ein verdienter Sieg, 36:35 heißt es bei Spielschluss.
Was sich in den letzten zweieinhalb Minuten abgespielt hatte, bezeichnete Jahn-Trainer Michael Horch als „das erzwungene, das gewollte verdiente Glück für eine vorher schon großartige kämpferische Leistung.“ Nach 57:37 Minuten liegt sein Team 33:35 zurück, die Kurstädter Punktehoffnung scheint zu schwinden. Da gelingt Christian Krause der Anschluss, nur noch 34:35. Abwehr formieren, Balleroberungswillen zeigen, den Gegner unter Druck setzen, es gelingt, Ball schnell nach vorne und Raik Höhne knallt die Kugel 88 Sekunden vor dem Ende zum Ausgleich in die Cottbuser Maschen. Wieder zurück, das 35:35 verteidigen? Denkste: Konsequent fightet die Gästeabwehr um jeden Meter, bissig, lässt den Gegner auch jetzt die eigene Leidenschaft und den unbändigen Willen zum Sieg spüren. Hierzu braucht es den Ball. 24 Sekunden vor Abpfiff gelingt die Balleroberung, schnelles Umschalten, der Wurf aufs Cottbuser Tor wird ins Aus abgewehrt, Einwurf. Noch vier Sekunden, das Remis ist sicher. An der rechten Spielfeldecke erhält Raik Höhne diesen Einwurf und mit Mut und Draufgängertum marschiert der Rechtshänder von der Außenlinie in Richtung gegnerisches Tor und erzielt aus unmöglichem Winkel den Sieg für seine Mannschaft. 35:36, auf der Freienwalder Bank brechen die Dämme, auf Cottbuser Seite geht für einen Moment die Handballwelt unter…
Dabei stimmten die Vorzeichen die Kurstädter für diese Partie beim Tabellenersten alles andere als optimistisch: Schwer lastete die Hypothek der Heimniederlage der Vorwoche (gegen Lübbenau gab es ein heftiges 22:30). Zudem fehlten die Rückraumstützen Olli Viert und Chris Mattias (weiterhin verletzt). Über eines waren sich alle einig. Noch so ein Offensivdebakel wie in der Vorwoche (nur sieben Treffer in der ersten Halbzeit) darf und wird es nicht geben. Und so galt: Man muss Abwehr wollen! In der Defensive den Gegner ständig unter Druck setzen, von nichts irritieren lassen, weder von Gegentoren noch von verlorenen Zweikämpfen. Darauf setzen, dass am Ende gewinnt, wer den größeren Willen zeigt, mehr Fehler des Gegners provoziert und seinen Siegeswillen durchsetzt. „Das hat die Mannschaft toll gemacht. So machte ihr ein Spiel gegen einen Favoriten definitiv selbst Spaß." In der geschlossen füreinander kämpfenden einsatzstarken Mannschaft fielen insbesondere Sindermann durch seine 12 Tore sowie die in der Abwehrmitte starken Block, Schewtschuk, Kowalkowski und Max Mattias auf.
Kampfstark, mit immer einer Antwort auf des Tabellenführers Spielzüge und Einzelaktionen hatten sich die Gäste die Führung verdient erarbeitet. Über 1:0, 4:4 12:12, 13:16, 16:19 führten sie zur Pause. Die Idee ging bis weit in die zweite Halbzeit auf. Es gelang sogar ein Vier-Tore-Vorsprung 19:23 (Kowalkowski).) Dann stellten sich die ersten Konzentrationsfehler ein, der hohe Einsatz forderte Tribut: in der 47. Minute stand es 27:27, acht Minuten vor Abpfiff gelang Cottbus der erstmalige Zwei-Tore-Vorsprung, nach 56 Minuten der erneute Ausgleich (33:33) durch Sindermann. Dann folgte die Schlussphase.